Im Mai 2007 wurde das
Salztor in Schönebeck für den Radverkehr in beiden Richtungen freigegeben.
Mit Zusatzzeichen "Radfahrer frei" aus beiden Richtungen. Das sah dann so aus:
Das Schönebecker Salztor nach dessen Freigabe für Radfahrer.
Vorangegangen war ein fünfjähriger Kampf um die Freigabe, der letztlich auch
durch die Unterstützung der AG Rad der Stadt Schönebeck gewonnen werden konnte.
Zuvor hatte das damals zuständige Straßenverkehrsamt des Landkreises Schönebeck
alle nur möglichen, teilweise haarsträubenden Argumente (bis hin zu einem
angeblich durch das Salztor führenden starken Lkw-Verkehr) ins Feld geführt
und vor Un- und Halbwahrheiten nicht zurückgeschreckt.
Als dann nach Umwidmung der Straße die Verantwortung auf die Stadt Schönebeck
überging, dauerte es nicht mehr allzulange, bis endlich die Freigabe erfolgte.
Diese war zunächst befristet bis Ende des Jahres 2007. Der zuständige
Dezernent, Herr Stegmann, stimmte der Freigabe des Salztores "vorbehaltlos" zu,
wollte aber bis Ende des Jahres die Situation im Kreuzungsbereich zur Salzer
Straße beobachte, bevor dann die Freigabe mit Jahresende 2007 endgültig wurde.
Bis heute gab es in der polizeilichen Unfallstatistik keine Auffälligkeiten in
diesem Bereich, weder im Kreuzungsbereich noch innerhalb des Salztores,
so daß sich die Freigabe bewährt hat. Auf der Fahrbahn laufende Fußgänger und
dort fahrende Radfahrer hatten genügend Raum, sich den Platz aufzuteilen.
Erneute Sperrung
Im Sommer 2009 wurde die Fahrbahn des Salztores grundlegend saniert und zu
einem verkehrsberuhigten Bereich umgebaut. Statt der bisherigen Aufteilung
in eine etwa 5,5 Meter breite Fahrbahn und zwei Gehwege mit etwa einem Meter
Breite ist die Straße nun durchgängig mit Kleinpflaster bzw. Platten versehen,
ohne Bordsteinkanten.
Ausgeschildert wurde das Salztor mit dem Zeichen "Fußgängerzone", aus Richtung
Salzer Straße mit dem Zusatzzeichen "Lieferverkehr frei" (zeitlich begrenzt).
Dabei wurde das bisher vorhandene Zusatzzeichen "Radfahrer frei" vergessen
wieder anzubringen.
Lösungsversuch
Das Vergessene einfach nachzuholen wäre die schnellste und einfachste Lösung.
Bei einem Gespräch mit dem für den Verkehrsbereich zuständigen Dezernenten,
Herrn Schulke, und dem Ordnungsamtsleiter, Herrn Liedecke, war es dann aber
bedauerlicherweise so, daß stattdessen Gründe für die Rechtfertigung der
Sperrung gesucht wurden und selbst der Verweis auf die bereits vollständig
geklärten Fragen nicht weiter half.
Nein, ich werde diese Gründe nicht alle im einzelnen aufführen. Wer die erfahren
möchte, frage bitte selbst dort nach. Nur soviel: sämtliche Argumente für
und wider die Freigabe sind spätestens mit der Freigabe des Salztores im Jahr
2007, der einvernehmlichen Erledigung des Verwaltungsrechtsstreites um die
Freigabe des Salztores, dem 2007er Wettbewerbsbeitrag zum barrierefreien
Schönebeck, demzufolge durch das Salztor eine Fahrradspur führen wird und der 2008 erfolgten Aufnahme des
Salztores als Hauptstrecke des Radverkehrs (was korrekt ist, wie jeder weiß, der vom Markt Richtung Friedrichstraße will) in
den Stadtentwicklungsplan Schönebeck vollständig ausdiskutiert und pro
Freigabe entschieden. Nur diese kurzen Anmerkungen:
Die Nutzung des Salztores für den Radverkehr ist weiterhin problemlos
möglich. Auch zuvor bewegten sich die meisten Fußgänger statt auf den
Gehwegen des Salztores mitten auf der Fahrbahn, gemeinsam und problemlos
mit Radfahrern. Die dafür nutzbare Breite ist durch den Wegfall der
Borsteinkanten nun sogar größer geworden. Selbst wenn im Salztor Außengastronomie
sattfinden sollte, bleibt noch genügend Raum.
Nach Aussage der Stadtverwaltung soll eine erneute Freigabe erst
nach Änderung des Verkehrsführung in der Salzer Straße erfolgen. Das bedeutet
jedoch, daß die Voraussetzungen für eine Freigabe bereits in den jetztigen
Planungen berücksichtigt wurden - denn im Salztor sind weitere bauliche
Änderungen in den nächste Jahren nicht vorgesehen.
Über die Situation in den angrenzenden Kreuzungsbereichen wurde bereits
2007 entschieden. Auch wenn seitens der Stadverwaltung ein Überqueren der
Kreuzung abseits der Fußgängerfurt beklagt wird, so liegen der Stadtverwaltung
seit der Freigabe keine Unfälle in diesem Bereich vor. Zudem gibt/gab es
dieses Verhalten unabhängig von der Freigabe des Salztores - die Sperrung wird
daran kein bißchen ändern.
Man kann angesichts eines Radverkehrsanteils von 12% in Schönebeck und
Verkehrszahlen auf der Friedrichstraße von 10.000 Fahrzeugen in 24 Stunden davon
ausgehen, daß täglich annähernd 1.000 Radfahrer von der Sperrung betroffen sind.
Und das sind Radfahrer wie Du und ich, Schüler, Hausfrauen, Arbeiter, Rentner.
Die umweltfreunlich, lärm- und feinstaubfrei unterwegs sind und denen dennoch
lange Umwege zugemutet werden.
Kommentar
Daß Radfahrer trotz der Sperrung für den Radverkehr weiterhin in Salztor
und Salzer Straße fahren, zeigt deutlich die Unzweckmäßigkeit dieser Sperrung.
Wer erkennbar unsinnige Verkehrsführungen anordnet, muß sich eben damit
abfinden, daß sie nicht eingehalten werden. Das Salztor ist mit 8 Metern breit
genug für gemeinsamen Verkehr von Fußgängern und Radfahrern, und auch in der Salzer
Straße sollte schnellstens die Einbahnstraßenregelung entfallen, damit die
Radfahrer legal die Fahrbahn nutzen dürfen. Bis dahin sollte man durchaus
darauf verweisen, daß spätestens seit 1989 bürgerlicher Ungehorsam erlaubt
ist. So bleibt zu hoffen, daß sich in der Stadtverwaltung noch jemand findet,
der so weise wie der König im "kleinen Prinzen" ist und der bestehenden
unsinnigen Einbahnstraßenführung endlich ein Ende setzt.
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